Mindful or Mind Full?

Achtsam sein –
„Wo immer Du bist, sei ganz dort“ Eckhart Tolle

Achtsamkeit begegnet mir (was ja als Yogalehrerin nicht unbedingt „abnormal“ ist) immer und immer wieder. Immer und immer wieder frage ich mich aber auch, ob ich tatsächlich ein achtsames Leben lebe oder ob ich mich nur hinter einem Wort zu verstecken versuche.

Was genau ist eigentlich „ACHTSAMKEIT“ oder eben „MINDFULNESS“?

Die Definition lautet  wie folgt: „Achtsamkeit bezeichnet einen Zustand von Geistesgegenwart, in dem ein Mensch hellwach die gegenwärtige Verfasstheit seiner direkten Umwelt, seines Köpers und seines Gemüts erfährt, ohne von Gedankenströmen, Erinnerungen, Fantasien oder starken Emotionen abgelenkt zu sein, ohne darüber nachzudenken oder diese Wahrnehmungen zu bewerten“.

Wie kann ich also achtsam durch mein Leben gehen? Wie übe ich achtsam Yoga oder sonst irgendetwas was ich mag?

Viele von uns (ich auch immer wieder), hängen mit den Gedanken irgendwo in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Wir bewerten das, was wir erlebt haben (oder gerade erleben) und wünschen uns Sachen, die irgendwann geschehen sollen. Wir bewerten Situationen, Menschen und Dinge und bilden uns Meinungen. Sind wir achtsam, versuchen wir nicht zu bewerten und den gegenwärtigen Moment einfach nur wahrzunehmen.

Das Konzept der Achtsamkeit stammt ursprünglich aus dem Buddhismus. Im Buddhismus spielt auch die Meditation eine grosse Rolle. Meditieren ist also ein wirksames Instrument um Achtsamkeit zu erfahren und natürlich auch, um sie zu üben.

Am einfachsten geht das, wenn wir uns einfach auf unseren Atem konzentrieren. Wir lassen die Atmung fliessen ohne dass wir den Anspruch haben, dies besonders gut zu machen. Nach einigen Atemzügen vertieft sich die Atmung vielleicht automatisch und unser Geist wird ruhiger (und wenn das nicht so ist, ja dann ist es halt gerade nicht so…). Durch die Konzentration auf die Atmung fällt es uns auch leichter, Gedanken zu lösen und sie einfach nur wahrzunehmen oder sogar ziehen zu lassen.

Wir müssen aber nicht zwingend meditieren um achtsam zu sein, wir können auch versuchen, immer wieder achtsame Momente in unseren Alltag einzubringen. Zum Beispiel könnten wir uns beim Essen auf den Geschmack der Zutaten konzentrieren und diesen ganz bewusst wahrnehmen. Wie schaut die Speise aus? Was hat sie für eine Konsistenz und wie schmeckt sie in meinem Mund? Wer weiss, vielleicht vergessen wir dann die To-Do Liste für den restlichen Tag für einen Augenblick und sind ganz bei der Sache, die wir gerade machen – Essen…einfach nur essen…

Wir könnten aber auch einfach immer mal wieder festgefahrene Routinen in unserem Alltag ändern – was wenn wir ausnahmsweise das Rad zur Arbeit nehmen anstatt das Auto oder den Bus? Oder einen anderen Weg laufen als wir gewohnt sind? Was wenn wir die Schritte verlangsamen und uns unsere Umgebung wirklich anschauen? Die Bäume, die Steine, einfach das, was gerade da ist?

Wenn wir versuchen, nicht immer mehrere Dinge gleichzeitig zu machen und uns auf eine bestimmte Tätigkeit aus vollem Herzen einlassen, dann finden wir vielleicht auch heraus, was wir denn wirklich gerne tun, wir finden das, was uns nährt.

Auch in der Yogapraxis können wir die Achtsamkeit einbauen. Immer wieder stelle ich fest, wie toll es ist, ganz einfache Asanas so richtig wahrzunehmen. Im ganzen Körper, vom kleinen Zeh bis in die Haarspitze. Wie fühlen sich meine Beine an? Meine Schultern? Der Kopf…wo bewegt mich diese Körperhaltung? Was macht die Übung mit mir?

Zu versuchen, aus einer Erwartungshaltung rauszukommen ist unglaublich befreiend.

Wenn Du also das nächste Mal eine Yogastunde besuchst oder irgendeine andere, Dir bekannte Tätigkeit ausführst, versuche diese ausnahmsweise ganz neu zu entdecken. So, als würdest Du diese eine Sache gerade zum ersten Mal ausprobieren, ohne irgendetwas herbeizusehnen, ohne etwas spezielles damit erreichen oder erleben zu wollen…

Wie fühlt sich das an? Wie geht es Dir dabei?

Ich wünsche uns mehr achtsame Momente im Leben – denn mit dem Entdeckergeist eines Schülers und bewussten Momenten fühlt sich das Leben jeden Tag wieder von neuem spannend und frei an…

Von Herzen
Nicole