Karuna – Mitgefühl

Karuna, ein Wort aus dem Sanskrit, welches mit Mitgefühl oder auch Sanftheit übersetzt werden kann. Im Yogasutra wird es als eine der 4 Grundtugenden beschreiben.

Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken über das Mitgefühl und auch das Mitleid gemacht. Was bedeutet es und wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid? Die Wörter an sich sagen ja schon ganz viel aus. Wenn wir Mitgefühl für jemanden oder für etwas haben, dann fühlen wir mit. Beim Mitleid aber leiden wir unter Umständen genau gleich, wie die betroffene Person. Ein riesen grosser Unterschied also.

Stellen wir uns einmal folgendes vor, eine Freundin (oder ein Freund) erzählt Dir von der Trennung vom langjährigen Partner, sie/er ist am Boden zerstört und verständlicherweise fix und fertig. Wenn Du jetzt Mitleid empfindest und die ganze Sache auf Dich projizierst und Dir vorstellst, wie schlecht es Dir in dieser Situation ginge, ja dann würdest Du mit Deiner Freundin/Deinem Freund im Mitleid suhlen. Eine Situation, die weder Dir noch Deiner Freundin/Deinem Freund weiterhilft. Warum? Du bist nicht mehr in der Lage, Unterstützung zu bieten, weil dich die ganze Situation selber fix und fertig macht.

Empfindest Du in der gleichen Situation Mitgefühl, dann bist Du in der Lage dich in die Situation hinein zu versetzten ohne Dich selbst damit zu identifizieren. Du erhältst einen gewissen Abstand und kannst wo immer es geht Unterstützung bieten. Wenn Du mitfühlst, ohne Dir das Leid anderer selber anzueignen, dann hast Du die Kraft, eine Starke Schulter zu bieten und zuzuhören. Eine unglaublich wichtige Eigenschaft, findest Du auch?

Mitgefühl bedeutet demnach auch, in schwierigen Situationen nicht immer sofort etwas tun zu wollen. Du kannst das Leid anderer nicht abwenden, aber Du kannst da sein, liebevoll zuhören und unterstützen. Unter Umständen hilft das der betroffenen Person viel mehr, als wenn sie weiss, dass es Dir wegen Ihr auch miserabel geht.

Im Buddhismus gibt es eine Meditationstechnik die schlussendlich hilft Mitgefühl gegenüber sich selbst und anderen zu üben. Die Metta Meditation (liebende Güte) ist das Fundament für alle weiteren Meditationstechniken. Der Grundgedanke dahinter ist, dass wir allen fühlenden Wesen mit Wohlwollen und Freundlichkeit begegnen. Wenn wir diesen Zustand erreichen, können wir uns auch besser in andere versetzen und es hilft, sich selbst bedingungslos zu akzeptieren wie man eben ist.

Eigentlich ganz einfach, doch wie genau funktioniert diese Meditationstechnik?

Setzte Dich in einen aufrechten Sitz und schliesse Deine Augen. Atme einige Male tief ein und aus und bringe dann Deine Hände auf Deine Beine oder auf Dein Herz. Komme an auf Deiner Matte, in Deinem Körper.

Du nimmst ein paar Atemzüge und dann, in einem ersten Schritt generiere Wohlwollen gegenüber Dir selbst. Du fängst an, Dir innerlich folgende Sätze zu sagen:

Möge es mir gut gehen

Möge ich glücklich sein

Möge ich gesund und frei von Sorgen sein

Möge ich zufrieden und entspannt sein

Wiederhole dann diese Sätze 1- 2 Mal um sie wirklich zu spüren, um sie in Deinem Körper und Deinem Geist zu manifestieren…

Atme tief ein und aus…

in einem zweiten Schritt denke an eine Dir nahestehende Person. Generiere Wohlwollen für diese, indem Du ihr die selben Dinge wünscht. Stelle Dir, während dem Du die Sätze innerlich sagst, diese Person ganz genau vor…

Möge es Dir gut gehen

Mögest Du glücklich sein

Mögest Du entspannt und zufrieden sein

Mögest Du gesund sein

Wiederhole die Sätze und atme tief ein und aus

In einem dritten Schritt stelle Dir eine Person vor, die Du nur flüchtig kennst. Vielleicht die Verkäuferin in einem oft besuchten Laden.

Visualisiere diese Person und wünsche Ihr die selben Sätze

Atme tief ein und aus

In einem vierten Schritt stelle Dir eine Person vor, die Du NICHT magst. Bringe auch für sie Wohlwollen auf, indem Du ihr dieselben Sätze wünscht.

Atme tief ein und aus.

Zum Schluss wünsche allen Lebewesen Glück, Gesundheit, Zufriedenheit und Sorglosigkeit.

Atme tief ein und aus.

Bleibe dann noch einen Moment sitzen und spüre nach. Was machen diese Gedanken mit Dir und mit Deinem Körper. Lächle Dir innerlich zu, bevor Du deine Augen öffnest und zurück ins hier und jetzt kommst.

Es ist tatsächlich wissenschaftlich bewiesen, dass diese Art von Meditation ausgeglichener werden lässt und auch Stress reduziert. Du fühlst Dich danach zufriedener, gelöster.

Es ist ein gutes Gefühl, jedem Menschen mit positiven Gedanken zu begegnen. Wenn Du lächelst, dann lächelt die Welt zurück. Ich finde, es lohnt sich doch immer wieder, etwas neues auszuprobieren. Schlussendlich haben wir ja nichts zu verlieren, oder?

Lass mich doch wissen, wenn Du diese Meditation ausprobiert hast und was sie in Dir auslöst. Ich wünsche mir, dass jeder von uns etwas mehr Mitgefühl generieren kann. Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Welt aus allen Rudern läuft wichtiger denn je.

Mit Liebe und Mitgefühl, Nicole